Fachschaft Sprachwissenschaft
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Kurse

31.03.2020 – 04.04.2020

Kurs A - Titlel: Welchen Journalismus wünschen Sie sich? Organisieren Sie mit uns das Mediensystem!

Kursleitung: Prof. Michael Meyen und Dr. Alexis Mirbach (LMU)


In diesem Workshop geht es darum, was wir als Gesellschaft von Medien erwarten, was wir unter gutem Journalismus verstehen und was wir uns das kosten lassen wollen. Wir diskutieren gemeinsam über Kritik an den Medien, entwickeln Visionen für ein besseres Mediensystem und überlegen, welche praktischen Schritte notwendig sind, um diese zu erreichen. Der Workshop ist Teil des Projekts „Media Future Lab“ an der LMU München zur Zukunft der Medien und wird geleitet von Michael Meyen und Alexis Mirbach. Mehr Infos zum Projekt gibt es auf dem Forschungsblog: https://medialabs.hypotheses.org/

Literatur

Bergmann, Matthias; Jahn, Thomas; Knobloch, Tobias; Krohn, Wolfgang; Pohl, Christian; Schramm, Engelbert (Hrsg.) (2010), Methoden transdisziplinärer Forschung. Frankfurt am Main: Campus.

Bergmann, J., Gerlach, A., & Koelges, B. (2016). Im Namen der Zukunftswerkstatt.
Meyen, M. (2018). Breaking News-Die Welt im Ausnahmezustand: Wie uns die Medien regieren. Westend Verlag.

Kurs B - Titel: Digitalisierung und Populismus

Kursleitung: Dr. Jörg Haßler (LMU)

Der Begriff „Populismus“ ist derzeit in aller Munde. Donald Trump in den USA, Marine Le Pen in
Frankreich oder die AfD in Deutschland haben dazu beigetragen, dass im medialen Diskurs aber auch
in der Wissenschaft die Debatte über Populismus wieder regelmäßig im Zentrum steht. Insbesondere
geht es um die Frage, ob es PopulistInnen in der modernen Medienöffentlichkeit leichter als früher
haben, UnterstützterInnen zu mobilisieren, indem Sie auf Polarisierung, Filter Bubbles, Echo-Kammern
oder Fake News setzen (können). Im Rahmen der Veranstaltung wird herausgearbeitet, was die
zentralen Merkmale von Populismus sind, wie sich Populismus empirisch messen lässt, was die
Erfolgsbedingungen politischer Onlinekommunikation auf sozialen Netzwerkseiten sind und inwiefern
die „Social Media Logic“ populistische Mobilisierung begünstigt. Hierzu wird vor allem eine
kommunikationswissenschaftliche Perspektive eingenommen, die aber um politikwissenschaftliche
Herangehensweisen ergänzt wird. Die Veranstaltung wird sich kritisch mit Begriffen wie „Filter Bubbles“
auseinandersetzen und deren empirischen Gehalt auf den Prüfstand stellen. Schließlich wird am
Beispiel eines aktuellen Forschungsprojektes gezeigt, wie populistische Parteien soziale
Netzwerkseiten im Europawahlkampf 2019 für ihre Wahlkampagnen einsetzten. Auf inhaltlicher Ebene
sollen dabei die eingesetzten Strategien, aber auch sprachliche Merkmale populistischer
Kommunikation herausgearbeitet werden. Den TeilnehmerInnen wird in diesem Rahmen die empirische
Methode der quantitativen Inhaltsanalyse näher gebracht und debattiert, inwiefern sich manuelle
Erhebungsverfahren durch automatisierte Analysen (z. B. diktionärsbasierte Analysen) ergänzen
lassen. Insgesamt soll so gezeigt werden, wie sich sozialwissenschaftliche und
sprachwissenschaftliche Ansätze ergänzen lassen, um aktuelle politische Phänomene beschreiben,
analysieren und letztlich verstehen zu können.

Literatur

Engesser, S., Fawzi, N., & Larsson, A. O. (2017). Populist online communication: Introduction to the
special issue. Information, Communication & Society, 20(9), 1279–1292.
https://doi.org/10.1080/1369118X.2017.1328525

Jagers, J., & Walgrave, S. (2007). Populism as political communication style: An empirical study of
political parties' discourse in Belgium. European Journal of Political Research, 46(3), 319–345.
https://doi.org/10.1111/j.1475-6765.2006.00690.x

Mazzoleni, G., & Bracciale, R. (2018). Socially mediated populism: The communicative strategies of
political leaders on Facebook. Palgrave Communications, 4(1), 1–10. https://doi.org/10.1057/s41599-
018-0104-x

Mudde, C. (2004). The Populist Zeitgeist. Government and Opposition, 39(4), 542–563.
https://doi.org/10.1111/j.1477-7053.2004.00135.x

Kurs C - Titel: Brisante Wörter

Kursleitung: Peter-Arnold Mumm (LMU)

„Brisante Wörter“ wie Arbeit, Freiheit, Globalisierung, Heimat, Identität, Kommunikation,
Kultur, Kulturnation, Manipulation, Migrant, Öffentlichkeitsarbeit bezeichnen gesellschaftliche
Streitgegenstände und sind oft selbst Gegenstand und Mittel – dann heißen sie „Schlagwörter“ –
gesellschaftlichen Streits. Wie funktioniert dieser Streit? Worin liegt das Überzeugungspotential
brisanter Wörter? Wie ist die Bedeutung brisanter Wörter beschaffen? Sprecher greifen tief in die
semantische Trickkiste, ohne sie recht zu verstehen. Im Kurs soll die Trickkiste anhand ausführlicher
Zitatesammlungen auseinandergenommen werden. Der Kurs kann als Vorbereitung für das im
Sommersemester anschließende Seminar „Historische Semantik brisanter Wörter“ genutzt werden.

Literatur

Anderson, Benedict 1990 Language and Power: Exploring Political Cultures in Indonesia.
Ithaca & London (Cornell University Press) 1990.

Applegate, Christina: A Nation of Provincials. The German Idea of Heimat. Berkeley & Los Angeles &
Oxford 1990.

Diekmannshenke, Hajo & Josef Klein (Hrsg.): Wörter in der Politik. Analysen zur Lexemverwendung in
der politischen Kommunikation. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1996.

Erdmann, Benno: Logik. 1: Logische Elementarlehre. Dritte, vom Verfasser umgearbeitete Auflage,
herausgegeben von Erich Becher. Berlin & Leipzig (De Gruyter) 1923.

Fábián, Annamária & Igor Trost (Hgg.): Sprachgebrauch in der Politik. Grammatische, lexikalische,
pragmatische, kulturelle und dialektologische Perspektiven. Berlin & New York (De Gruyter) 2018.
Felder, Ekkehard (Hg.): Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften. Berlin &
New York (De Gruyter) 2006.

Hermanns, Fritz: Der Sitz der Sprache im Leben. Beiträge zu einer kulturanalytischen Linguistik.
Herausgegeben von Heidrun Kämper & Angelika Linke & Martin Wengeler. Berlin & Boston (De
Gruyter) 2012.

Jäger, Margarete & Siegfried Jäger: Deutungskämpfe. Theorie und Praxis Kritischer Diskursanalyse.
Wiesbaden (Verlag für Sozialwissenschaften) 2007.

Klein, Josef (Hrsg.): Politische Semantik. Bedeutungsanalytische und sprachkritische Beiträge zur
politischen Sprachverwendung. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1989.

Klein, Josef: Politik und Rhetorik. Eine Einführung. Wiesbaden (Springer) 2019. Wird als Lektüre
vorab empfohlen!

Klein, Josef & Hajo Diekmannshenke: Sprachstrategien und Dialogblockaden. Linguistische und
politikwissenschaftliche Studien zur politischen Kommunikation. Berlin & New York (De Gruyter) 1996.
Lakoff, Robin Tolmach: The language war. Berkeley & Los Angeles 2000.

Maas, Utz: "Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand". Sprache im Nationalsozialismus.
Versuch einer historischen Argumentationsanalyse. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1984.

Panagl, Oswald: Manipulation durch Wörter. George Orwell’s „Newspeak“. in: Die Lust am Untergang:
zwischen Kulturpessimismus und Hoffnung. Hrsg. von Oskar Schatz. - Edition Atelier: Wien : Wiener
Journal; Wien - München : Herold Verlag, 1985. S. 82-95.

Panagl, Oswald: Verbale Feindbilder am Ende der Donaumonarchie und im Umfeld des Ersten
Weltkriegs. Neohelicon. Acta Comparationis Litterarum Universarum 23/1 (1996), 31-59.

Panagl, Oswald (Hg.): Fahnenwörter der Politik: Kontinuitäten und Brüche. Wien, Köln, Graz (Böhlau)
1998.

Panagl, Oswald & Horst Stürmer (Hrsg.): Politische Konzepte und verbale Strategien: Brisante Wörter –
Begriffsfelder –Sprachbilder. Frankfurt a. Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien (Peter
Lang) 2002. [Sprache im Kontext, Bd. 12. Ruth Wodak, Martin Stegu (Hg.)].

Panagl, Oswald: Die Sprache als Brandfackel. Zum politischen Wortschatz einst und heute. In: Thomas
Köhler & Christian Mertens (Hg.): Justizpalast in Flammen! Ein brennender Dornbusch? Wien 2017, S.
200-218.

Perelman, Chaim & Olbrechts-Tyteca, L. The New Rhetoric. A Treatise on Argumentation. Transl. by
John Wilkinson and Purcell Weaver. London 1969. – Deutsch: Die neue Rhetorik. Eine Abhandlung
über das Argumentieren. Herausgegeben von Josef Kopperschmidt. Übersetzt von Freyr R. Varwig in
Zusammenarbeit mit dem Herausgeber. Überarbeitet für die Drucklegung von Hans-Jörg Ehni in
Zusammenarbeit mit dem Herausgeber. Stuttgart-Bad Cannstatt 2004. 2 Bände.

Polenz, Peter von: Zwischen ‚Staatsnation‘ und ‚Kulturnation‘. Deutsche Begriffsbesetzungen um 1800.
In: Dieter Cherubim & Siegfried Grosse & Klaus J. Mattheier (Hgg.): Sprache und bürgerliche Nation.
Beiträge zur deutschen und europäischen Sprachgeschichte des 19. Jahrhunderts. Berlin & New York
(De Gruyter) 1998.

Reiher, Ruth (Hg.): Sprache im Konflikt. Zur Rolle der Sprache in sozialen, politischen und militärischen
Auseinandersetzungen. Berlin & New York (De Gruyter) 1995.

Roth, Kersten Sven & Martin Wengeler & Alexander Ziem (Hgg.): Handbuch Sprache in Politik und
Gesellschaft. Berlin & New York (De Gruyter) 2017.

Strauß, Gerhard & Ulrike Haß & Gisela Harras: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon
zum öffentlichen Sprachgebrauch. Berlin & New York (De Gruyter) 1989.

Stukenbrock, Anja: Sprachnationalismus. Sprachreflexion als Medium kollektiver Identitätsstiftung in
Deutschland (1617-1945). Berlin & New York (De Gruyter) 2005.

Wehling, Elisabeth: Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik
macht. Köln (Halem) 2016.

Wierbicka, Anna: Understanding Cultures through Their Key Words. English, Russian, Polish, German,
and Japanese. New York, Oxford (OUP) 1997.

Wodak, Ruth (Ed.): Language, Power and Ideology. Studies in Political Discourse. Amsterdam /
Philadelphia (Benjamins) 1989.

Kurs D - Titel: Populistische Diskurse: Strategische Sprache und Argumentation

Kursleitung: Populistische Diskurse: Strategische Sprache und Argumentation (Universität Würzburg)

Zu Beginn betrachten wir Aspekte populistischer Sprache an der Sprachoberfläche. Wie werden Populismen
formuliert? Hierbei spielen neben der Rhetorik vor allem auch Strategien der Persuasion (z.B. Perspektivierung,
Polarisierung) eine zentrale Rolle. Wir werden uns anhand von Artikeln des rechtsextremen Compactmagazins
einige dieser Strategien an konkreten Beispielen anschauen.
Im Anschluss daran werfen wir einen Blick auf tieferliegende sprachliche Strukturen und widmen uns den
unterhalb der sprachlichen Oberfläche liegenden argumentativen Mustern. Nach einem kurzen Überblick über
die Ansätze der Argumentationstheorie und der Beantwortung der Fragen, wie ein Argument aufgebaut und
wann es stringent ist, schauen wir uns die Schlussregeln von Argumentationen genauer an. Solche
Argumentationstopoi, die den zentralen Teil einer Argumentationen bilden, sind nicht nur durch den jeweiligen
Kontext bestimmt, sondern sie können auf wiederkehrende Muster, d.h. auf abstrakte Basen, zurückgeführt
werden. Wir erarbeiten uns die vier grundlegenden Topos-Eigenschaften (nach Bornscheuer 1978), die sowohl
den abstrakten Argumentationsmustern als auch den kontextspezifische(re)n Topoi zu Grunde liegen.
Schließlich werden wir uns noch fehlschlüssigen Argumentationen zuwenden. Fehlschlüssige Argumentationen
können sich auf jedes Puzzleteil einer Kommunikationssituation beziehen, so etwa auf das Gegenüber selbst (z.B.
argumentum ad hominem), auf die der Argumentation zu Grunde gelegten Prämissen (z.B. Zirkelschluss), auf den
Gegenstandpunkt (z.B. straw man fallacy) oder auf die Wahl des Argumentationsschemas (z.B. non sequitur).
Anhand von Leitartikeln aus der Propagandazeitung Der Stürmer, der bekanntesten und meistgelesenen
antisemitischen Hetzschrift aus der Zeit des Nationalsozialismus, werden wir das erworbene Wissen anwenden
und gemeinsam für den Stürmer relevante Topoi und fehlschlüssige Argumentationen herausarbeiten.

Literatur

Bornscheuer, Lothar. 1978. Topik.
Culina, Kevin & Fedders Jonas. 2016. Im Feindbild vereint. Zur Relevanz des Antisemitismus in der
Querfront-Zeitschrift Compact.

Eemeren, Frans H. & Grootendorst, Rob. 1996. Logic, Argumentation, and Fallacies. a Pragma-
Dialectical Perspective.

Kienpointner, Manfred. 1992. Alltagslogik. Struktur und Funktion von Argumentationsmustern.
Kopperschmidt, Josef. 3 2016. Argumentationstheorie zur Einführung.

Ortak, Nuri. Persuasion. 2004. Zur textlinguistischen Beschreibung eines dialogischen
Strategiemusters.

Schwarz-Friesel, Monika / Reinharz, Jehuda. 2013. Die Sprache der Judenfeindschaft im 21.
Jahrhundert.

Wengeler, Martin. 2003. Topos und Diskurs. Begründung einer argumentationsanalytischen Methode
und ihre Anwendung auf den Migrationsdiskurs (1960-1985).