Fachschaft Sprachwissenschaft
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2. Kursangebot

ISAR 2020 umfasst theoretische und methodologische Betrachtungsweisen in drei Forschungsfeldern: Cognitive Linguistics, Soziolinguistik (Genderlinguistik) und Sprachminderheiten. Pro Forschungsfeld findet ein Blockseminar statt.

Damit die Studierenden sich praktische Fähigkeiten für das Berufs-, Alltags- und Universitätsleben aneignen können, bieten wir auch einen thematischen Workshop zu Körpersprache, Gestik und Mimik mit der grandiosen Schauspielerin Saadet Atac an. Eine vorherige Anmeldung für diese Workshopreihe ist nicht erforderlich.

(a.) Soziolinguistik

Kurstitel: Genderlinguistik
Unterrichtssprache: Deutsch, bei Bedarf Englisch
Leiter: Dr. Lars Vorberger
Universität: Philipps Universität Marburg

Abstract:


Der Kurs bietet eine allgemeine Einführung in die Genderlinguistik – das heißt, grob gesagt: mit den wechselseitigen Beziehungen von Sprache und Geschlecht. Ziel dabei ist es, einen Überblick über genderlinguistische Themen und Aspekte zu gewinnen, der Grundlage für weiterführende Auseinandersetzungen sein kann.

Nach einer kurzen Einführung in die übergreifenden Gender Studies werden im Kurs sowohl [1] das Sprach-system als auch [2] der Sprachgebrauch näher untersucht. Die Betrachtung des Sprachsystems umfasst folgende Aspekte: Deklination, Genus, geschlechtsübergreifendes Maskulinum, morphologische Verfahren, syntaktische Muster, Lexikon und Onomastik. Im Rahmen des Sprachgebrauchs, bei dem es hauptsächlich um interaktionale Konstruktion von Identitäten geht, werden wiederum folgende Aspekte thematisiert: Sozialisation, Gesprächslinguistik, Soziolinguistik (Genderlekt?), Medien. Abschließen wird der Kurs mit einer Einheit zur Verwendung geschlechtergerechter Sprache samt Diskussion.

Literatur:

Kotthoff, Helga / Damaris Nübling (2018): Genderlinguistik. Eine Einführung in Sprache, Ge-spräch und Geschlecht. Unter Mitarbeit von Claudia Schmidt. Tübingen: narr.

(b.) Cognitive Linguistics

Kurstitel: Language acquisition and speech processing: The role of cognitive biases
Unterrichtssprache: Englisch
Leiterin: Professorin Natalie Boll-Avetisyan, PhD
Universität: Universität Potsdam

Abstract:


Linguistic typology research has found that there are phonological patterns that are recurrent across many locally and genetically unrelated languages. This holds for phoneme inventories, syllable structures, phonotactics, as well as for prosodic systems. Few researchers would believe that the existence of such patterns, which are often referred to as “phonological universals”, is a coincidence. If their existence is not coincidental, this bears the potential of informing us about the human cognitive system.

The goal of this course is to learn about different theories about why these phonological universals exist, and how we can use psycholinguistic methods for probing these theories. We will focus on theories suggesting that phonological universals reflect cognitive or functional biases on language acquisition. Under such theories, universal phonological structures should be more learnable than others. That is, infants should have an advantage if the language they acquire shows these universal structures. We will discuss whether these biases are language-specific or domain-general, and whether they are innate or triggered by experience with language. The course will highlight that these questions can ideally be addressed by comparing infants and adults with different native languages.

In the morning sessions, we will discuss these theories, and how they have been addressed in the experimental/psycholinguistic literature. The afternoon sessions will be dedicated to methodology: in practical sessions, you will learn how questions regarding cognitive biases on language acquisition and processing can be studied using psycholinguistic methods, and how to develop a well-designed experiment.

Literatur:

Moreton, E. (2008). Analytic bias and phonological typology. Phonology, 25, 83-127.
Boll-Avetisyan, N., Bhatara, A., Unger, A., Nazzi, T., & Höhle, B. (2020). Rhythmic grouping biases in simultaneous bilinguals. Bilingualism: Language and Cognition, 1-12. DOI: https://doi.org/10.1017/S1366728920000140

(c.) Sprachminderheiten

Kurstitel: Praxiskurs Südestnisch für die philologische Forschung
Unterrichtssprache: Deutsch, nach Wunsch Englisch
Leiter: Tobias Weber, MA M.A.
Universität: Institut für Finnougristik/Uralistik, LMU München

Abstract:

Die Südestnische Sprache gehört zum ostseefinnischen Zweig der uralischen Sprachen und wird im Südosten Estlands und angrenzenden Gebieten Lettlands und Russlands gesprochen. Mit einer Sprecherzahl unter 100.000 zählen die vier heutigen Sprachformen (Võro, Seto, Mulgi, Tarto) zu den Minderheiten auf nationaler und internationaler Ebene.

Neben dem Blickwinkel auf Südestnisch als Minoritätensprache bieten sich auch historische-kontrastive, kontaktlinguistische, und kulturwissenschaftliche Perspektiven an. Die ostseefinnischen Sprachen haben viele typologische Eigenschaften des Standard Average European, unterscheiden sich jedoch auch von den überwiegend indoeuropäischen Sprachen Europas. Da sich Südestnisch bis zur Neuzeit unabhängig vom Nordestnischen entwickelt hat, lohnen sich Vergleiche mit Standardestnisch und Finnisch, sowie auch der Blick auf individuelle Kontakte mit dem Lettischen, Lettgallischen und Russischen. Aufgrund dieser eigenen Entwicklungen und Kontakte stellt sich auch die südestnische Kulturlandschaft als äußerst vielseitig dar. Traditionelle Elemente wie die Rauchsauna und der polyphone Gesang Leelo sind Teil des Immateriellen Kulturerbes der UNESO, während die Alltagskultur moderne und historische Bestandteile miteinander verbindet und über das ureigene Wesen der Südesten verhandelt.

Dieser praktisch orientierte Sprachkurs bietet – neben der Möglichkeit zum aktiven Spracherwerb – einen Einstieg in die sprach- und kulturwissenschaftliche Forschung zum Südestnischen. Anhand authentischer Quellen besprechen wir die Sprachverwendung im alltäglichen Kontext und erarbeiten Themen für die eigenständige Forschung.

Literatur:

Iva, Sulev 2010. Grade Alternation in Võro South Estonian. Linguistica Uralica XLVI (3). 161-174. <http://www.kirj.ee/public/Linguistica_Uralica/2010/issue_3/ling-2010-3-161-174.pdf>

Koreinik, Kadri 2013a. The Võro language in Estonia. ELDIA Case-Specific Report. Studies in European Language Diversity 23. Mainz: ELDIA. <https://hdl.handle.net/11353/10.308888>
Koreinik, Kadri 2013b. The Seto language in Estonia. ELDIA Case-Specific Report. Studies in European Language Diversity 24. Mainz: ELDIA. <https://hdl.handle.net/11353/10.356607>
Pajusalu, Karl 2007. Estonian dialects. In: Erelt, Mati (ed). Estonian language. Linguistica Uralica Supplementary Series 1. Tallinn: Eesti Teaduste Akadeemia. 231-272. <http://hdl.handle.net/10062/56290>

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